Wie kam es zu der Erkenntnis?!

Veröffentlicht am 9. Juni 2023 um 13:40

Dezember 2019

Ich saß, wie fast jeden nachmittag/abend in meinem Sessel und daddelte am Handy. Nichts Wildes, ein einfaches Drei-gewinnt-Spiel um für Ruhe im Kopf zu sorgen. Mein Mann war genervt von der neuen Zusammenstellung Saskia und Handy. Mir persönlich viel es nicht auf. Ich wollte meine Ruhe und darauf warten, dass endlich Bettzeit ist.

Es war der Tag vor Weihnachten und das ganze Leben erschien mir anstrengender denn je. Mein mich liebender Ehemann, der gefühlt ständig was wollte, meine drei Mäuse, denen ich kaum gerecht werden konnte, tausend Baustellen im Haus, der Job in Vollzeit, Weihnachten usw...! Ich redete mir ein, dass jeder Mensch in meiner Situation ko gewesen wäre bei dem Pensum.

Plötzlich bekam ich eine SMS. Mein Mann schickte mir einen Link von Immoscout. Er kam kurz danach ins Wohnzimmer und frug mich, ob er sich eine Wohnung suchen solle, hier wäre eh nur noch WG mit viel Streit. Sehr zu seiner Verwunderung sagte ich, nach kurzer Überlegung, "ja".

Und das war der Anfang vom Ende.

Für meinen Mann brach eine Welt zusammen, die Frau, die er liebt will ihn nicht mehr, das Leben, wie es geplant war, geht den Bach runter.

Aber wie das nunmal immer so ist: wenn man das Leben plant, steht das Schicksal in der Ecke und hält sich vor Lachen den Bauch. 🤷🏼‍♀️

Wir verbrachten irgendwie Weihnachten und sind uns heute einig, dass war das Schlimmste Fest, welches wir je gefeiert haben.

Eines Tages machte mein Mann was im Auto und bat mich, mich kurz zu ihm zu setzen da er gerne mit mir reden würde. In diesem Gespräch fielen die Sätze zum ersten Mal: "Schatz, du bist depressiv. Du brauchst Hilfe, geh zum Arzt"!

Was?!? Ich und Depressionen? Niemals! Wo sollte ich die denn her haben? Und dann würde ich doch den ganzen Tag heulend in der Ecke sitzen. Näää, das muss was anderes sein. Vitamin D Mangel vielleicht, wer weiß.

Ein paar Tage später sprach mich jemand auf der Straße an und brauchte die Uhrzeit. Ich konnte plötzlich die Uhr nicht mehr lesen. Außerdem war es mir kaum noch möglich etwas in Ruhe zu machen, da ich zitterte wie Espenlaub. Irgendwas stimmte nicht.

Während ich mich mit Händen und Füßen gegen die Diagnose meines Mannes wehrte begann dieser sich immer intensiver damit zu beschäftigen (Bücher, Selbsthilfegruppen, Podcasts, uvm....).

Im März 2020 dann Corona. Dank meiner wunderbaren Firma durfte ich sofort im Home-Office arbeiten und die Kids dabei betreuen. Schnell merkte ich, dass mich das noch mehr aussaugte. Aber ich funktionierte. Zumindest irgendwie und zu niemandens Zufriedenheit.

Ende des Jahres habe ich dann endlich eingesehen, dass irgendwas mit mir nicht stimmt.

Mein Sohn wollte mit mir einkaufen gehen und ich dachte nur: oje, jetzt aufstehen, dann Schuhe anziehen, Jacke an, bis dahin schleppen, einkaufen, den ganzen Weg wieder zurück, draußen ist es kalt und regnerisch...usw..

So wollte ich nie sein. Eine Veränderung musste her, also ging ich zur Ärztin. Selbst als ich vor ihr saß wusste ich nicht, was ich ihr erzählen soll. Das ich faul bin? Das ich auf nichts Lust iab habe? Das ich viel zu tun habe? Machte alles wenig Sinn. Trotzdem ging ich hin und erzählte von meinem Pensum (welches mein Mann viel stemmte), von meinem Tremor, Migräne, Nacken, der Uhr die ich nicht lesen konnte...! Frau Doktor riet mir zu einer Reha. Mal raus, entspannen und mal wieder Zeit für mich. Halbherzig sagte ich zu und wir leiteten gemeinsam alles in die Wege.

Meine Gedanken hingegen waren eher nicht so entspannt: was für eine fürchterliche Mutter ich bin, dass ich meine Mäuse freiwillig und ohne Not fünf Wochen alleine lasse. Sie werden mich danach hassen und doof finden und es mir für immer und ewig vorwerfen. Trotzdem unterschrieb ich.

Ich bastelte für meine Kids drei Kalender in dem jeder fünf Wochen lange jeden Tag einen kleinen Brief/Schokolade/uvm. hatte und jeder bekam ein Kuscheltier zum reinweinen. (Noch heute haben diese Tiere einen hohen Stellenwert)

Im Januar war es dann so weit, ich ging in die Reha....

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