Die Reha...

Veröffentlicht am 11. Juni 2023 um 08:28

Wie ein Familienausflug fuhr mich meine komplette Familie in die Reha nach Bad Salzuflen.

Angst machte sich langsam breit. Angst vor dem Verlassen der Kids, Angst vor der Einsamkeit, Angst vor den Therapeuten.... Ich kam zu der Erkenntnis, dass ich im Prinzip eigentlich gar keine Reha brauche. Es geht mir doch irgendwie gut. Ein bisschen schwerfällig, okay, zum Lachen in den Keller und keine Lust auf nix mehr. Aber sonst...?!?

Was mich das ganze final antreten ließ war ein Satz meines Jüngsten, nachdem er ein paar Tage zuvor ein Selfie von uns beiden geschossen hatte: "Mama, deine Augen lachen gar nicht mehr". Wenn sowas sogar meinem damals Sechsjährigen auffällt ist es ernst und mit dem Gedanken im Kopf checkte ich ein.

Meine größte Sorge: sie stellen nichts fest, sagen ich solle mich ein wenig entspannen und schicken mich ohne Diagnose und ohne Hilfe wieder heim.

Ich startete meinen Aufenthalt in der "Psychiatrischen Reha" mit einem langen Aufenthalt im Flur (mein Zimmer wurde vergessen zu reinigen) und einem Gespräch bei der Chefärztin. Diese sagte nach einer kurzen Begrüßung und einem noch kürzeren Gespräch, ich solle die Zeit hier zum Entspannen und Ausruhen nutzen und dann könne ich nach den fünf Wochen wieder Zuhause angreifen.

Bäääm! Genau das wollte ich NICHT!!!! hören.

Es fing also alles schonmal gut an. Ich richtete mich ein und harrte der Dinge die da kamen. Einmal die Woche ein Gespräch mit einem Psychologen, zweimal die Woche Gruppentherapien und ansonsten Sport und "Wellness". Ich machte alles mit und versuchte alles für mich zu nutzen. Gruppentherapien machte ich zu meiner Show, da die anderen nicht wollten und im Einzel versuchte ich so viel wie möglich zu besprechen. Nach zwei Wochen stellte der Therapeut die Frage nach Burnout aber irgendwie konnte ich mich damit nicht anfreunden. Wovon Burnout? Vom Alltag? Von meinen Kids? Ich raffte es nicht.

Drei Wochen später war mein behandelnder Psychiater im Urlaub und ich bekam eine Vertretung. Er ließ mich lange warten und ich wollte schon gar nicht mehr mit ihm sprechen. Irgendwann holte er mich rein und frug mich, warum ich da sei. Das steht doch in der Akte, was stimmt denn mit dem nicht?! Was da steht wisse er, doch er würde gerne meine Meinung hören. Aaaaaaargh, musste ich es nun wirklich aussprechen? Ich hab es noch NIE ausgesprochen. Ich sagte ihm, dass ich glaube depressiv zu sein. Nachdem ich mich selbst dieses Wort aussprechen hörte brachen alle Dämme. Meine Tränen flossen und hörten auch nicht mehr auf. Er reichte mir Taschentücher und begann mir zu erklären, was eine DEPRESSION genau ist und wo er mich sieht. Und er sah mich ganz unten im Loch. Ohne Leiter, ohne Trampolin, ohne alles. Da ich bis zu dem Zeitpunkt noch keine Medikamente nahm schlug er vor dies zu ändern. Die Medikamente sollten mir zeitnah helfen aus dem Loch zu kommen. Jetzt habe ich es leider mit der Geduld nicht so und die Tabletten brauchen gefühlt ein halbes Leben bis sie wirken. Wenn sie denn wirken. Und wie wirken sie überhaupt und woran merke ich das?! Einfach eine Tablette nehmen ist bei mir nicht, alles wird bis ins kleinste Detail hinterfragt. Die größte Angst war aber, dass ich zunehme. Das wäre direkt die nächste Katastrophe. Ich besprach auch dieses Thema in meiner Gruppentherapie (die anderen hatten ja Mal wieder keine Themen) und entschloss mich dann den Schritt zu wagen. Ich nahm die Psychopharmaka....

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